In Production

Unter dem Titel „In Production“ untersuchen die Teilnehmer der Third Issue – Self-Publishing Fair for Design and Art am 11. und 12. Oktober im Frankfurter Museum Angewandte Kunst die Grenze zwischen Gestaltung und Druck. Im Rahmen einer Messe zeigen rund 30 junge Verlage ihre gestalterisch anspruchsvollen Bücher, Zeitschriften und Fanzines.

Gestalter nehmen heute nicht nur als Self-Publisher Vertrieb und Marketing, sondern zunehmend die gesamte Produktionskette in die Hand, dabei verbinden sie digitale Technologie und Print. So bemächtigt sich die Schweizer Gruppe Maximage technologisch anspruchsvoller Produktionsformen wie etwa dem Offsetdruck, indem sie Druckplatten von Hand verfremden. Den glatten Perfektionismus moderner Gestaltungsprozesse stellt der renommierte italienische Produktgestalter Martino Gamper mit seinen überarbeiteten Fundstücken in Frage, der japanische Künstler Yuri Suzuki verbindet auf charmante Weise Klangkunst und Design, während der bekannte Schweizer Grafikdesigner Jürg Lehni typisch handwerkliche Tätigkeiten wie etwa das Sprayen von Graffitis einem Roboter überlaÅNsst. Auch die Schweizer Gruppe Rokfor delegiert Arbeit an eine „Gestaltungsmaschine“, die allerdings auf einer Datenbank und einem Regelwerk basiert. Große Textmengen etwa aus Nachlässen oder Archiven können so automatisiert als Buch „ausgegeben“ werden. Und die Stuttgarter Gestalter Benjamin Kivikoski und Philipp Staege erstellen unter dem Titel „Serigraf 2000“ per Siebdruck eine Anleitung zur Herstellung einer Siebdruckmaschine.

Zu den Höhepunkten des Programms zählt der Vortrag des legendären Verlegers und passionierten Druckers Gerhard Steidl, der durch den Film „How to make a book with Steidl“ auch einem breiteren, kulturinteressierten Publikum bekannt geworden ist. Der Buchproduzent und Buchliebhaber wird über seinen Ansatz, Bücher als ein Gesamtkunstwerk zu produzieren, berichten.

Außerdem wird es im Rahmen der Third Issue um den Relaunch der Zeitschrift form gehen. Chefredakteur Stephan Ott und die Berliner Gestalter Heimann und Schwantes stellen die neue Ausrichtung der Designzeitschrift vor.

Die theoretische Einordnung übernehmen die Ausstellungsmacherin und Kunsthistorikerin Dorothea Strauss, die in ihrer Zeit als Direktorin des Museums Haus Konstruktiv in Zürich prozessorientierte Kunst neu kontextualisierte sowie Eva Linhart, die als Kuratorin die Abteilung Buchkunst und Grafik am Museum Angewandte Kunst leitet. Durch das Programm führen die Moderatoren Petra Schmidt und Sandra Doeller vom Design-Verein Frankfurt sowie Jakob Hoffmann von der Literaturreihe text&beat.

Die Issue – Self Publishing Fair for Design and Art findet jährlich parallel zur Frankfurter Buchmesse statt und zieht rund 800 junge Besucher aus dem In- und Ausland an. Regelmäßig greifen die Veranstalter einen Aspekt aus dem Bereich Self-Publishing auf und beleuchten ihn näher. Die erste Ausgabe im Jahr 2011 startete mit dem Thema „Print Culture: Dead or Alive?“, 2012 folgte die „Pop-up Issue“.

Mit der Unterstützung der Third Issue – Self Publishing Fair for Design and Art realisiert das Museum Angewandte Kunst sein in diesem Jahr neu eingeführtes Konzept: das Museum als Möglichkeitsraum. Es versteht sich damit als Ort für sinnliche Denk- und Erfahrungsräume und als Plattform für Prozesse und Forschung. Es greift aktuelle Entwicklungen angewandter Kunst auf und stellt einen zentralen Aspekt seiner traditionsreichen Buch- und Grafiksammlung, die Kunst des Druckens, unter die Perspektive produktionsästhetischer Fragestellungen im Sinne von Partizipation.

Buchkunst und Grafik im

Museum Angewandte Kunst

Die Abteilung Buchkunst und Grafik des Museums Angewandte Kunst sammelt europäische Buchkunst und Grafik vom Mittelalter bis heute und wird von Dr. Eva Linhart geleitet. Die rund 28.000 Exponate umfassen illuminierte Handschriften, Bibeln aus der frühen Zeit des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Freundschaftsalben aus 300 Jahren deutscher Emanzipationsgeschichte, Schreibmeisterbücher oder zeitgenössische Künstlerbücher und Künstlerpublikationen. Der Bereich Grafik enthält neben Ornamentstichen, Designvorlagen für Kunsthandwerker, Kommunikationsdesign, Künstlergrafik einschließlich ihrer Drucktechniken sowie Plakate mit dem Schwerpunkt Kulturwerbung. Der Anspruch der Sammlung ist es, Prozesse um Buch- und Grafikentwicklungen zu sammeln und in ihrer gesellschaftlichen wie ästhetischen Relevanz in Ausstellungen, Vorträgen, Diskussionen oder Workshops zu
reflektieren und zu vermitteln.

Design-Verein Frankfurt

Zum Design-Verein Frankfurt e.V. gehören die Grafik-Designer Sandra Doeller und Michael Satter (Doeller & Satter), Catrin Altenbrandt und Adrian Nießler (Pixelgarten), Sabine-Lydia Schmidt vom Frankfurter Musiklabel unbreakmyheart sowie der Ausstellungs- und Produktdesigner Kai Linke. Die international renommierten Designer arbeiten vorwiegend im Kunst- und Kulturbereich bzw. publizieren selbst Bücher und Kataloge. Mit dabei ist Petra Schmidt. Sie war lange Jahre Chefredakteurin der Design-Zeitschrift form und hat zahlreiche Bücher zu Design, Kunst und Architektur veröffentlicht.